Vernetztes Denken
Ausgangssituation und negative Folgen
Die Welt ist komplex, dynamisch und im ständigen Wandel. Das zu erkennen und bei Planung und Tun zu berücksichtigen, fällt dem Menschen jedoch schwer. Er denkt und handelt oft isoliert in Einzelthemen anstatt in Zusammenhängen – und statt Dynamiken und Entwicklungen zu berücksichtigen, betrachtet er Situationen statisch.
In der Folge gelingt es oftmals nicht, Ziele zu erreichen und Vorhaben langfristig erfolgreich durchzuführen – sei es im Privaten, in Unternehmen oder in Politik und Gesellschaft. So werden vorhandene Schwierigkeiten vergrößert, und Probleme lassen sich nicht in den Griff bekommen. Um komplexe Probleme und Wandel bewältigen zu können, ist vernetztes Denken Voraussetzung.
Komplexe Probleme
Komplexe Probleme zeichnen sich durch die folgenden Eigenschaften aus:
- Sie besitzen eine Vielzahl an Einflussfaktoren einschließlich Beteiligter, die untereinander vernetzt sind und sich vielfach beeinflussen.
- Nicht alle Einflussfaktoren eines komplexen Problems lassen sich von einem selbst beeinflussen (häufig sogar nur sehr wenige).
- Komplexe Probleme sind nicht statisch, sondern unterliegen einer Eigendynamik. Ständig kommt es zu Veränderungen und Entwicklungen, sodass sich ein Problem ständig verändert. Wie das genau erfolgt, lässt sich aber normalerweise nicht vorhersagen.
Vernetztes Denken
Beim vernetzten Denken (auch Systemdenken genannt) werden Situationen und Probleme sowie ihre einzelnen Faktoren nicht isoliert betrachtet, sondern mit ihren internen Zusammenhängen sowie den Verbindungen zu anderen Themen. Zugleich wird berücksichtigt, wie sich die einzelnen Faktoren untereinander beeinflussen. Statt eine Situation oder ein Problem ausschließlich statisch zu sehen, werden auch mögliche Entwicklungen und Veränderungen beachtet.
Klassische Fehler im Umgang mit Komplexität durch lineares statt vernetztem Denken sind:
- Keine Ziele setzen oder Ziele falsch setzen
- Gesamtsituation und Vernetzung nicht berücksichtigen
- Kontinuität voraussetzen und Dynamik nicht berücksichtigen
- Störfaktoren nicht berücksichtigen
- Nicht auf Funktionsfähigkeit und Stabilität achten
- Vorhandenes nicht nutzen oder gegen das System arbeiten
- Weiche Faktoren nicht berücksichtigen
- Nebenwirkungen nicht berücksichtigen
- Zeitverzögerungen nicht berücksichtigen
- Informationen nicht hinterfragen
- Unsystematisch oder subjektiv handeln
- Alternativen nicht durchdenken oder berücksichtigen
Nach Dieter Dörner und Frederic Vester.
Vergleich von herkömmlicher (linearer) Denkweise und vernetzter Denkweise
Ausrichtung
Lineare Denkweise
Mechanistisch
Deterministisch
Produktorientiert
Technokratisch
Vernetzte Denkweise
Evolutionär
Ganzheitlich
Funktionsorientiert
Kybernetisch
Themen- betrachtung
Lineare Denkweise
Einzelaspekte des System
Statisches System
Isoliertes System
Genauigkeit in den Details
Fachlich isoliert
Vernetzte Denkweise
Vernetzungen im System
Dynamiken des Systems
System im Zusammenspiel mit der Umgebung
Das Ganze
Interdisziplinär
Ziele
Lineare Denkweise
Quantität und Geschwindigkeit erhöhen
Bestimmte Zustände erreichen
Output maximieren
Komplexes Problem lösen
Vernetzte Denkweise
Funktionsfähigkeit und Lebensfähigkeit stärken
Bestimmte Fähigkeiten des Systems sicherstellen
Funktion optimieren
Komplexes Problem in den Griff bekommen
Methoden / Hilfsmittel
Lineare Denkweise
Korrelationsanalysen zu Ursache und Wirkung
Umfragen
Prognosen
Hochrechnungen
Trendanalysen
Lobbyeinflüsse
Vernetzte Denkweise
Systemanalysen
Wirkungsgefüge
Szenarien
Simulationen
Eigene Darstellung nach Frederic Vester.
Unterrichtsmaterial zu vernetztem Denken
Kostenlose Unterrichtsstunden und Arbeitsblätter zu vernetztem Denken bietet die Bildungsplattform Wandel vernetzt denken.